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Nachdem Nitsch seinen Abschluss an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien gemacht hatte, begann er 1957 als Gebrauchsgrafiker am Technischen Museum zu arbeiten. Einige Jahre später begann er mit seinen ersten Malaktionen und entwickelte die Idee des Orgien-Mysterien-Theaters, das ihn von da an ständig beschäftigte und in dem er all seine Bestrebungen vereinte. Seine öffentlichen Aktionsarbeiten in Wien führten in den frühen 1960er Jahren zu ständigen Konfrontationen mit den Behörden und mehrwöchigen Gefängnisaufenthalten, was ihn 1968 dazu veranlasste, nach Deutschland zu ziehen.

Nach großen Erfolgen des Orgien-Mysterien-Theaters Ende der 1960er Jahre in den USA und Deutschland führte Nitsch während der 1970er Jahre Aktionen in vielen europäischen und nordamerikanischen Städten durch. 1971 kaufte er das Schloss Prinzendorf in Niederösterreich von der Kirche und verwirklichte dort seine Vorstellungen von der Musik zu seinem Theater im Rahmen größer angelegter Aktionen. Dabei wurden Lärmorchester, Schreichöre und elektrisch verstärkte Instrumente eingesetzt. Nitsch betrachtete das Leben als Passion und den Malprozess als verdichtetes Leben und somit als Inbegriff der Passion. Er selbst war während der Arbeit durch seine zentral im Gemälde platzierten Malhemden präsent und animierte den Betrachter, sich mit dem Malvorgang zu identifizieren und mit ihm ins Bild einzutreten.

Nach Gastprofessuren an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste – Städelschule in Frankfurt am Main und der Hochschule für bildende Künste Hamburg unterrichtete Nitsch von 1989 bis zu seiner Emeritierung an der Städelschule eine Klasse für Interdisziplinäre Kunst. Nitsch verstarb am 18. April 2022 im Alter von 83 Jahren in Mistelbach und wurde in Prinzendorf beigesetzt. Die Totenmesse wurde von Jesuitenpater und Kunstprofessor Friedhelm Mennekes im engen Familienkreis zelebriert. Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen würdigte den Künstler und sagte, dass sein Werk weiterleben werde. Nitsch habe Österreich mit seiner Aktionskunst international positioniert und Kunstgeschichte geschrieben.